MICHAEL SCHULZ

Biographie


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Ausstellungen Galerie amschatzhaus

 
Werke


In ihrer 24. Ausstellung präsentiert die Galerie amschatzhaus einen überaus originellen Künstler aus Köln: Michael Schulz, Autodidakt, gelernter Zahntechniker, weiß seit Langem mit extraordinären Objekten zu verzaubern, Assemblagen, Collagen, eigentümlichen Zeichnungen, die an die Kunst von Aborigines erinnern.
Außergewöhnlich ist seine Arbeit schon deshalb, weil sie schwerpunktmäßig auf „arme“ Materialien setzt: Fundsachen, Rheinholz, Knochen. Die daraus geformten Plastiken und (scheinbaren) Readymades empfinden die Betrachter nicht von ungefähr als urzeitlich und primitivistisch, doch sind sie das nie in einem aufgesetzten, künstlichen Sinn. Stattdessen meint man, hier hätten Angehörige eines Urvolks selbst Hand angelegt, um diese seltsamen Objekte zu formen. Michael Schulz’ Arbeiten präsentieren eine „art brut“ ganz eigener Weise.
Der bedeutende, vor zehn Jahren verstorbene Hombroicher Lyriker Thomas Kling schätzte Schulz’ zutiefst eigensinniges Werk und dessen quasi schamanische Qualitäten – einst dichtete er für den Freund einen „mörser totntanz“: „wußtnsi schon: daß in moers bei / krefeld bei kleve bei duisburg bei / Düsseldorf noch um neunzehn / hundert bussarde (apwerzauber) an scheu- / nentüren angenagelt wurdn jezz / wissensis, schaunsi i. d. spiegel“. Auch in diesen Versen lugt Vorzeit, Heidnisches, Ritualisches hervor, was die eigentümliche Aura des Schulz’schen Werks sehr gut veranschaulicht.
So urig, irdisch und unmittelbar diese Kunst ist, besitzt sie doch nichts Düsteres, ganz im Gegenteil: Ihr eignet ein ganz besonderer, hintergründiger Humor, der sich schon in den sprechenden Titeln ausdrückt. Sie sind bereits „Mikropoesie“, wortspielerisch kalauernd, teils mit ironisch-nachdenklichem Einschlag: „Jesus verwandelt Wasser in Wein, wer will da nicht sein Kumpel sein“. Oder „Von Windeln verweht“, „Welthummerhilfe“ bzw. „Bin gleich zurück“ sind drei andere Stücke benannt. Eine aus Tierknochen geschnitzte Mini-Plastik heißt dann etwa „Knochenarbeit“.
Aber wenn man liest: „Noch immer habe ich keine Antwort“ wird auch der tiefere Kern des Schulz’schen Oeuvres manifest, selbstredend drückt sich hier eine Sehnsucht aus, die durchrationalisierte Welt zu überschreiten und auszuweiten. Es geht ihr darum, Fluchträume zu beziehen, das Eigene in sich selbst zu entdecken, ja sich selbst zu verlieren, um zu sich selbst zu kommen.
Michael Schulz’ Kunst macht sich auf eine Recherchereise zu den Urgründen der menschlichen Herkunft, ohne neoprimitivistischen Platitüden, Tribalismen oder ähnlichen Ideologien zu verfallen. Stattdessen gelingt es ihr, unsere Trivial- und Alltagskultur mit Mythenmaterial aufzuheizen und umzuschmelzen, neue Amalgame zu schaffen. Die seltsam-skurrilen Mixed-Media-Werken von Michael Schulz nehmen scheinbar mühelos solche Umwertungen Verschiebungen vor, so hintergründig, so offensichtlich und für jeden verständlich sind sie zugleich.