Portrait
Biographie
Christoph Wenzel, 1979 in Hamm/Westf. geboren, Studium der Germanistik und
Anglistik; arbeitet als Autor, Herausgeber und Universitätsangestellter in
Aachen; Mitherausgeber der Literaturzeitschrift [SIC] (www.siconline.de); verschiedene literarische Auszeichnungen; Veröffentlichungen in Zeitschriften (z.B. Edit, Belletristik, Das Gedicht, intendenzen, mare) und Anthologien (z.B. Jahrbuch d. Lyrik, Lyrik von JETZT zwei, Neubuch, Quellenkunde, Versnetze, Der Deutsche Lyrikkalender, Kölner Kneipenbuch). 2005 erschien der Lyrikband „zeit aus der karte“ (Rimbaud Verlag), 2010 erschien der Band „tagebrüche“ (yedermann Verlag).
Lesung Samstag, 27.2.2016, 16.30h
In seiner 29. Lesung präsentiert der Kunst- und Aktionsraum amschatzhaus einen vielfach prämierten jungen Autor, den Aachener Lyriker Christoph Wenzel. Wenzel ist Mitbegründer und -herausgeber der Literaturzeitschrift [SIC] und schreibt Lyrik und Essays, die in zahlreichen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden. Zuletzt erhielt er für seine Gedichte unter anderem den Alfred-Gruber-Preis beim Lyrikpreis Meran (2012), das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln (2013) und den Förderpreis des Landes NRW (2014). Nach den Bänden „tagebrüche“ (2010) und „weg vom fenster“ (2012) erschien im Oktober 2015 der Band “lidschluss”, aus dem Wenzel in der Galerie amschatzhaus lesen wird. Wenzel hat seine Lyrik über Jahre hinweg konsequent weiterentwickelt. Sein Formbewusstsein hat sich besonders in jüngster Vergangenheit deutlich gestärkt, dies gepaart mit einer gewachsenen Souveränität im Umgang mit dem lyrischen Bild.
Geboren wurde Wenzel 1979 in Hamm/Westfalen, im Schatten von Atomkraftwerk, Ruhrindustrie, aber auch von Landwirtschaft und Dorfkontext. Wenzels Texte handeln vom ganz Alltäglichen und sie befleißigen sich dabei einer einfachen, verständlichen, nicht aber schlichten Sprache. Er scheut sich nicht, „Heimatlyrik“ in einem guten und ganz neuen Sinne zu schreiben, eine „Heimatlyrik“, die sich – natürlich bar jeglicher Tümelei – in buchstäblich bodenständiger Weise mit dem westfälischen Erinnerungsraum, dem Wenzel entstammt, befasst. Er scheut sich nicht einmal, über den „Boden“, also die westfälische „Erde“ zu schreiben, und es gelingt, ohne dass auch nur im Keim Missverständliches aufscheinen würde. Denn sein Westfalen besteht nicht aus Mythen und metaphorisch Aufgeladenem, sondern aus dem unmittelbar Gegebenen: realistisch nachempfundenen Kindheitsszenerien, Kleinbürgersiedlungen, Gutshöfen, Nutzfeldern, Aschenplätzen, Wachstischdecken, Schützenkönigen, den Sparfächern im Dorfkrug. Seine Dichtung vollzieht eine lyrische Landnahme im Gedächtnis, eine Wanderung durch gar nicht so fiktive Provinzen von jetzt und einst: „der hof, das feld ist eine hirnregion, deren bewirtschaftung sich nicht mehr lohnt“. Wenzels Westfalen ist, ebenso wie das heutige Rheinland, „eine gegend, die mit der gegend nichts zu tun hat“, weil sie in der Gleichzeitigkeit von Erinnerung und gegenwärtiger Wahrnehmung besteht. Wenzels Westfalen ist gezeichnet vom Einbruch des Realen, auch des Digitalen: „kartoffeln vom erzeuger und amateurfilme auf youtube“. Daneben aber geht es auch um echte Menschen, knurrig, aber rechtschaffen. Ihre Redensarten und Sprechweisen dringen ein ins Gedicht, impfen die Gedichte gewissermaßen mit einem Authentizitätsserum und weisen ihnen so aufgrund des offenkundigen Montage-Charakters, ohne sich dem Verständnis künstlich zu verschließen, eine mehrschichtige Tektonik zu.
gefördert vom

Samstag, 16. Oktober 2010, 16.30h
Gefördert vom Kulturamt der Stadt Neuss
Bilder der Lesung
KRASH NEUE EDITION im Stahl Verlag lädt ein zum Holzheimer Lyrik Salon in der Galerie amschatzhaus und freut sich den Aachener Lyriker Christoph Wenzel zu begrüßen. Wenzel ist mit verschiedenen Stipendien ausgezeichnet worden, zuletzt von der Kunststiftung NRW.
Der Lyriker Wenzel wird amschatzhaus sein neuestes Buch „tagebrüche“ vorstellen. In seinen Gedichten nimmt Wenzel kleinste Schwingungen alltäglicher Bilder und Stimmungen auf und formt daraus unaufdringliche Rhythmen. Seine Sprachsetzung ist präzise, bisweilen entwirft er mit wenigen Zeilen beeindruckende Panoramen, alles geprägt vom Lebensgefühl einer nachgeborenen Generation, jener intelligente Reserve der heute unter 30-Jährigen.
Doch auch sein germanistischer Hintergrund scheint durch, die Distanz zum sprachlichen Material ebenso wie profunde Kenntnis älterer Lyriker-Generationen. Es ist kein Wunder, dass Ernst Meister, bekannt für seinen lakonischen Wortwitz, den Auslöser für Christoph Wenzels eigenes Schaffen darstellte, als Wenzel mit gerade erst 16 Jahren auf Gedichte des Hagener Lyrikers stieß. Sein neues Buch lebt aus der Perspektive eines stillen Beobachters, der aufzeichnet auf, was sich von uns in der Pupille der Zeit spiegelt. Kindheit, lückenhafte Erinnerungen in Schwarzweiß, Milchzähne, angeschlagenes Obst und Knallkörper. Verwischte Landschaften, stürmische Begegnungen und überkommene Rituale. Ansichtskarten des Lebens im Dämmerlicht des Ungefähren…
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